Manus Homepage über die Zeit

Das Paradoxe an Zeitreisen

ZeitreisenIn der Theorie sind Zeitreisen keinesfalls unmöglich. Ob sie eines Tages auch in der Praxis möglich sein werden, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen: Zeitreisen in die Vergangenheit oder in die Zukunft.

Um Zeitreisen nicht sofort als unmöglich abzutun, sollten wir uns ständig vor Augen halten, dass eine universelle Zeit nicht existiert und kleinere, relative Abweichungen im Zeitverlauf für einzelne Teilchen und auch größere Objekte durchaus im Bereich des Möglichen und technisch Machbaren liegen. Einzelne Teilchen lassen sich bereits in Teilchenbeschleunigern auf annähernde Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Der Effekt, dass diese Teilchen aus unserer Sicht älter werden, als dies unter normalen Umständen möglich wäre, lässt sich anhand praktischer Experimente nachweisen. Viele Menschen haben allerdings ein Problem mit dieser Vorstellung, da es ihrer Weltanschauung widerspricht. In unserer makroskopischen, sichtbaren Welt, vergeht die Zeit augenscheinlich für alle Wesen gleich schnell.

Bei Zeitreisen stößt man jedoch auf ein ganz anderes Problem: Was wäre, wenn ich in die Vergangenheit reisen und dort meine Mutter umbringen würde, bevor ich überhaupt geboren wurde? In diesem Fall wäre ich nie geboren worden, hätte meine Reise in die Vergangenheit also nie antreten können, hätte deshalb meine Mutter nie umbringen können, was wiederum bedeuten würde, dass ich sie nie umgebracht hätte und die Zeitreise deshalb doch zustande gekommen wäre.

Es gibt mehrere Theorien, die dieses scheinbare Problem klären könnten:

Theorie 1:
Ab dem Moment der Ermordung seiner eigenen Mutter würde man plötzlich nicht mehr existieren, weil man die eigene Geburt in diesem Moment verhindert hätte.

Diese Theorie widerspricht jedoch jeder Logik und allen Gesetzen der Natur. Niemand löst sich aufgrund seines Handelns plötzlich in Luft auf. Dies widerspräche außerdem dem Energieerhaltungssatz, ganz zu schweigen vom Gesetz der Kausalität.

Theorie 2:
Es wäre einfach schlicht unmöglich, seine Mutter umzubringen. Im letzten Moment käme immer etwas dazwischen, weil die Tat selbst aus oben genannten Gründen nie stattfinden könne.

Dies würde bedeuten, dass man in seinem eigenen Denken und Handeln nicht frei wäre und alles bereits vorbestimmt sei. Das wiederum ließe sich gut mit der Existenz von Wahrsagern und Hellsehern in Einklang bringen. Allerdings wollen wir sachlich bleiben, denn auf die plausibelste aller Möglichkeit sind wir bis jetzt noch gar nicht eingegangen.

Theorie 3:
In Science-Fiction-Filmen wird diese Möglichkeit meistens ignoriert, da es sich um die unspektakulärste handelt. Wie bereits erwähnt, hat jeder Mensch seine „eigene Uhr“. Wenn ich also in die Vergangenheit reise, läuft für mich persönlich die Zeit nicht rückwärts (die Heimreise vom Urlaub findet ja auch nicht im Rückwärtsgang statt). Ich werde dabei ja auch nicht jünger, bewege mich auf meinem persönlichen Zeitpfeil also nachwievor in Richtung Zukunft, während sich des restliche Universum aus meiner Sicht verjüngen würde.

Würde ich meine Mutter in der Vergangenheit umbringen, so würde sich dies verständlicherweise nicht in derselben Realität abspielen, in der mich meine Mutter zur Welt brachte, da sie in dieser ja zum Zeitpunkt meiner Geburt noch lebte. Vielmehr würde die nach der Zeitreise vorgefundene Welt in einer neuen Realität existieren. Meine Vergangenheit, die auf meinem persönlichen Zeitpfeil zurück liegt, bliebe davon unbetroffen. In meiner persönlichen, bereits „vergangenen“ Vergangenheit, lebte meine Mutter zum Zeitpunkt des Reisebeginns schließlich noch. Eine Zeitreise in die Vergangenheit würde somit bedeuten, dass ich eine neue Realität erschaffen würde, in der die Dinge möglicherweise anders verlaufen als in der Zeit, an die ich mich erinnere.

Ist es nicht sogar so, dass ich zu jeder Zeit mit meinem Handeln ständig eine neue Realität erschaffe? Hat nicht jede Entscheidung bzw. Handlung Auswirkungen auf zukünftige Ereignisse?

Auf einer Reise in die Vergangenheit wäre es möglich, dem eigenen „Ich“ über den Weg zu laufen. Man könnte dieses sogar umbringen. Das hätte Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Dinge, nicht aber auf die von einem selbst bereits erlebten Ereignisse, die ja schließlich auf dem persönlichen Zeitpfeil in der Vergangenheit liegen.

Es scheint nicht nur unsinnig, sondern auch unmöglich zu sein, auf dem eigenen Zeitpfeil in die Vergangenheit zu reisen. Eine Reise in die Vergangenheit würde den Reisenden also immer in eine andere Welt versetzen, in der die Ereignisse anders verliefen, sobald man beliebige Eingriffe vornehmen würde. Das Paradoxe dabei ist nur, dass dann unendlich viele Parallelwelten existieren müssten. Wäre dies der Fall, so müsste jeder nur mögliche Zustand und jede irgendwie denkbare Entwicklung unserer Welt in einer dieser Parallelwelten existieren. Es käme ganz darauf an, ob diese Welten zu jeder Zeit irgendwo da draußen existieren, oder eine Zeitreise diese erst „erzeugen“ würde. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Zukunft möglicherweise bereits feststeht. Leben wir in einer determinierten Welt?

Bild eines MalersUnendlich viele Welten? Das erinnert mich an eine Szene aus einer älteren Verfilmung des Science-Fiction-Streifens „Planet der Affen“. Dort wird die Viele-Welten-Theorie anhand der Geschichte eines Malers erläutert, der ein Bild von einem Maler malt. Doch irgendetwas fehlt diesem Bild. Es ist der Maler selbst, wie er einen Maler beim Malen eines Bildes malt. Am Ende ist aber der Maler selbst immer nur Teil eines Bildes, das von einem Maler gemalt wurde. Dies ließe sich bis zur Unendlichkeit fortsetzen. Nette Vorstellung und entspricht in etwa dem was wir sehen, wenn wir zwei Spiegel gegenüberstellen oder mit der Kamera den Bildschirm filmen, der das Bild eben jener Kamera wiedergibt.

Es gibt sie also, die Unendlichkeit (?) :-) Wie dem auch immer sei: Es ist und bleibt spannend, denn das Thema „Zeit“ steckt voller Geheimnisse.