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Betrug auf Anzeigenportalen und Frederik Agnes/Fred Muerman Teil 1

Donnerstag, 09.11.2017

Wenn du diese Seite aufgrund des Namens „Frederik Agnes“ oder „Fred Muerman“ gefunden und aufgesucht hat, kannst du direkt hier (also weiter unten) weiterlesen. Ansonsten, oder wenn dich Internetkriminalität im Allgemeinen interessiert, solltest du einfach weiterlesen.

Wer Geld sparen möchte, kauft sich schon mal gebrauchte Gegenstände. Früher ging man hierfür auf einen Flohmarkt. Hat schließlich seinen eigenen Charm, wie ich finde. Doch viel schneller findet man heute das Gesuchte auf Anzeigenportalen im Internet. Alternativ gäbe es noch die Internet-Auktionshäuser, oder zumindest dieses eine Auktionshaus, das wir alle kennen, welches nahezu 100% Marktanteil besitzt und darauf hinweist, dass grundsätzlich keine Angebotsgebühren anfallen, das aber eine horrende Verkaufsprovision von 10% (!) des erzielten Verkaufspreises berechnet.

Heute geht es aber in erster Linie um die Anzeigenportale wie beispielsweise Ebay Kleinanzeigen, denn speziell auf solchen Verkaufsplattformen haben es Betrüger besonders einfach. Warum? Gerne werden auf Anzeigenportalen Versandgeschäfte abgewickelt, auch wenn das eigentliche Konzept auf persönliche Abholung und Barzahlung abzielt. Deshalb sind solche Portale grundsätzlich nicht bereit, eine Art Trust-Index für Verkäufer einzuführen. Ich würde ein solches Instrument jedoch sehr befürworten.

Was spricht beispielsweise dagegen, dass Anbieter auf Ebay Kleinanzeigen von Käufern bewertet werden können, wie es auf ebay.de möglich ist? Verständlich, dass man sich vom Mutterkonzern abheben möchte und dass eine solche Bewertungsfunktion nicht dem Konzept eines Kleinanzeigen-Portals entspräche, das ja eher dem klassischen Anzeigenteil einer Zeitung ähnelt. Doch stellt sich mir die Frage: Wozu nicht das technische Potential des Internets nutzen, wenn es die Käuferschicht schützt? Zudem fördert diese Art der nicht vorhandenen Informationspolitik jede Art von Missbrauch. Hier gehen andere Anzeigenportale wie beispielsweise kleinanzeigen.de mit gutem Vorbild voran. Allerdings reagiert letzterer bis heute nicht auf meine Anfrage, eine bestimmte Anzeige wegen versuchtem Betrugs zu entfernen.

Betrug mit der Winterjacke

Vor ein paar Wochen interessierte sich meine Frau für eine Jacke, die auf Ebay Kleinanzeigen angeboten wurde. Es handelte sich um eine relativ hochpreisige Marke. Ich kenne mich in diesem Segment absolut nicht aus. Jedenfalls verhandelten wir mit der Anbieterin einen relativ guten Preis: 116,99 EUR inklusive Versand. Meiner Meinung nach immer noch zu viel Geld für eine Jacke, aber in dieser Ausführung wohl ein Schnäppchen.

Die Anbieterin, „Loren“, hätte kein PayPal und könne nur Zahlungen per Überweisung auf ihr Bankkonto entgegen nehmen. Da es keinen Grund gab, an der Echtheit des Angebots zu zweifeln, überwies meine Frau den Betrag.

Auf die Anfrage hin, ob die Zahlung bereits eingegangen sei, erhielten wir folgende Antwort im Original-Laut:

Hallo liebes Geld ist nicht da bin jetzt bei der Bank, wegen dem Feiertag wäre hier noch nicht viel bearbeitet worden hat mir mein Banker gesagt es könnte sein das es da ist aber mich nicht verbucht

Am nächsten Tag erhielten wir diese Ausrede mit beigefügtem Foto:

Hallo ich war noch nicht bei der Bank gewesen ich bin heute im Krankenhaus
Indiana Jones Flipper Betrug Anzeige

Skeptisch machte mich vor allem die Tatsache, dass die Verkäuferin ein Foto beifügte. Aufgrund meiner Lebenserfahrung weiß ich, dass freiwillig gelieferte „Beweise“ meistens nur dazu dienen, jemanden von etwas zu überzeugen. Und Überzeugungsarbeit muss meistens dann erfolgen, wenn etwas nicht der Wahrheit entspricht. Immerhin, das Foto scheint aus keiner bekannten Quelle im Internet zu stammen. Trotzdem hatte ich Bedenken. Nachdem ich diese äußerte, kam folgende Antwort:

Danke schön melde mich morgen sobald ich hier raus bin Das glaube ich Ihnen aber ich bin nicht so daher bitte keine Bedenken haben

Loren schrieb noch weitere Nachrichten, weil es ihr angeblich so langweilig sei im Krankenhaus. Unsere Bedenken legten sich vorerst wieder. Tage vergingen. Die vermeintliche Verkäuferin meldete sich wieder. Sie müsse operiert werden. Ich glaubte ihr nicht und bat sie daraufhin, mir ein Foto zu schicken, auf dem nur der grüne Boden des Krankenhaus-Zimmers zu sehen sei, von dem sie uns neulich bereits ein Foto geschickt hatte. Praktisch als Beweis dafür, dass sie sich in dieser Umgebung aufhielte.

Darauf hin schickte sie diese beiden Fotos mit Nachricht:

Der Boden ist gräulich

Ich habe ein Schlauch im Rücken reingesetzt bekommen habe eine Entzündung im Knochenmark Wasser
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Desweiteren erhielten wir ein Foto, auf dem ein Rücken und eine verarztete Wunde zu sehen ist (das ich hier nicht veröffentliche)...
Rechte Seite auf Bild sieht man den Schlauch im Rücken

Knochenmark nerv Wasser heißt das

Ich habe es nicht nötig zu lügen

Es folgten noch einige Nachrichten bis der Kontakt dann sehr plötzlich abriss. Wir setzten eine Frist, die ohne ein weiteres Lebenszeichen verstrich, meldeten die Sache an die Betreiberfirma des Anzeigenportals und reichten Strafanzeige bei der zuständigen Polizeidienststelle ein. Dort sagte man mir, dass mittlerweile alleine in dieser kleinen ländlichen Dienststelle zwei Vollzeit-Beamte mit nichts anderem mehr beschäftigt seien, als ähnlich gelagerte Fälle zu bearbeiten. Die Betrüger haben nicht viel zu befürchten. Für einen Strafprozess ist der Streitwert meist viel zu niedrig, und wo nichts zu holen ist...

Flipperautomaten (oder: Frederik Agnes/Fred Muerman)

Während Loren nur ein kleiner Fisch ist, gibt es selbstverständlich auch organisierte Kriminalität. Hier bewahren sich der oder die Betrüger ihre Anonymität und die Masche erfolgt nach einem bestimmten Schema. Wie schon erwähnt, sind Anzeigenportale ein gefundenes Fressen für derartige Machenschaften. Gleich auf mehreren Portalen fiel mir eine Anzeige auf, in der ein begehrtes Modell eines Flipperautomaten von ein- und demselben Anbieter zu unterschiedlichen Preisen von 2.400 EUR und 2.930 EUR angeboten wurde. Geräte in vergleichbarem Zustand werden normalerweise für Preise von 5.500 EUR und mehr gehandelt. Ich wusste gleich, welche Masche dahinter steckt und ging zum Schein auf das Angebot ein.

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Anstatt vom Anbieter, der angeblich „Thomas Denker“ heißt, erhielt ich Antwort von einem gewissen „Frederik Agnes“ (Frederik.Agnes@outlook.com) aus Schweden (Update vom 12.04.2018: Inzwischen nennt er sich „Fred Muerman“, mehr hierzu am Ende des Beitrags).

Guten Abend xxxxxxx,

Ich muss Ihnen sagen, dass ich in Stockholm - Schweden. Wenn Sie wirklich daran interessiert, es zu kaufen sind, gibt es zwei Möglichkeiten, wie könnten wir diese Transaktion zu beenden:

Die erste wird sein, sich zu treffen, auch, wenn Sie die Möglichkeit, hier in Stockholm gekommen, um persönlich abholen Pinball haben, wird groß sein! Der Kaffee hätte mir natürlich :)

Falls Sie nicht die Möglichkeit haben, hierher zu kommen, können wir eine Transportgesellschaft zu nutzen; und natürlich werde ich alle die Versandkosten zu bezahlen. Dies ist auch eine gute Option, weil das Unternehmen eine 3-Tage Probezeit zur Verfügung, was bedeutet, dass man die Flipper zu testen für 3 Tage, vor dem Empfang der Geld von Ihnen. Sie erhalten das Flipper in 3 oder 4 Tage zu empfangen und die Zahlung per Überweisung oder Paypal erfolgen.

Mit freundschaftlichen Gruß
Frederik

P.S.: Entschuldigen Sie für die grammatische Fehler aber ich kann sprechen nur in Englisch richtig. Wenn Sie können, würde ich schätzen eine Antwort auf Englisch.

Frederik Agnes - Professional Architect
Homepage: www.FrederikArchitect.eu

- Providing positive solutions for today’s and tomorrow’s built environment. Passionate about great architecture and all things sustainable. Exploring our clients goals, priorities, lifestyle, and tastes. -


Genau das war zu erwarten: Das Gerät steht im Ausland. Das hat für den Anbieter natürlich mehrere Vorteile. Zum einen befindet er sich demnach ja selbst auch im Ausland. Das schränkt meine Möglichkeiten, den Wahrheitsgehalt seiner Behauptungen zu überprüfen deutlich ein und würde eine Fahndung nach ihm schwierig gestalten. Außerdem kann er fest davon ausgehen, dass ich ihn nicht besuchen werde, um mir das Gerät vor Ort anzusehen. Ich würde mich also in jedem Fall für Option „B“ entscheiden: Die Transportgesellschaft. Jetzt muss man wissen, dass ein solches Gerät gut 120 kg wiegt und der Versand ins Ausland per Spedition entsprechend teuer wäre. Nicht zu schweigen von den Problemen, die beim Versand einer solch empfindlichen Maschine bestehen (Glasscheibe, sehr viel Mechanik, sperriges Gehäuse...).

Ich ging also auch auf dieses Angebot ein und erhielt diese Antwort:

Good day xxxxxxxx,

Yes, the shipping charges and insurance of the Flipper ( I also intend to insure the machine ) won't be very high, so don't worry, I will take care of everything. Anyway, in our transaction, you will pay only for Pinball - 2400 EUR, and nothing else.

Also, I will try to explain exactly how the transaction will take place:

1. I will go at the local agency of the shipping company, and I will sign a contract with them. I will leave the Flipper in their custody.
2. You will be contacted by the agents of the company, and you will receive from them, the scanned bills ( with payment and delivery information ) and the tracking number of the delivery, so you can track the machine online, using their website.

3. After you verify and see that everything is in order, you have to transfer the money - 2400 EUR to a bank account of the shipping company ( they will hold your money, until you finish testing the Pinball ).

When the 3 days trial period, ends... if you decide to keep the Flipper, you have to sign the necessary documents, so I can receive the money from them.
In case you decide, not to keep the Pinball, you will receive your money back, and they will send the machine back to me ( But I am sure you will keep it because it's in perfect condition. You will see! )

This is how their system works and in this way both of us are safe.
Let me know if you accept those conditions, and today after work, I will send the machine. Oh, and to do that, I will need your full name and address ( your shipping details + your mobile number phone ).

Best regards
Frederik

Frederik Agnes - Professional Architect
Homepage: www.FrederikArchitect.eu

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Kurze Zusammenfassung: Der Verkäufer würde die Maschine auch noch auf seine Kosten versichern und obendrauf hätte ich eine Probezeit, in der ich das Gerät kostenlos testen könne. Das Geld soll ich an die Transportgesellschaft überweisen, die es so lange behalten würde bis meine Kaufentscheidung fest stünde und bei Nichtgefallen erhielte ich das Geld von dieser zurück, so dass weder ich noch der Verkäufer irgendein Risiko zu tragen hätten.

Einen solchen Dienst mit Probezeit bietet selbstverständlich kein Transportunternehmen an. Gäbe es eine solche Dienstleistung, müssten die Kosten für die Rücksendung ins Ursprungsland auch noch mit einkalkuliert werden sowie die Kosten für diese ominöse Versicherung, die kein Problem damit haben soll, mir das Versicherungsobjekt für einen unbestimmten Zeitraum zu überlassen. Selten so gelacht. Kein Unternehmen wäre bereit, solche Unsicherheiten auf sich zu nehmen. Aber ich soll mich natürlich in Sicherheit wägen, um den Betrag zu überweisen – natürlich auf das ausländische Konto des angeblichen Wunder-Unternehmens.

Um Vertrauen zu suggerieren, betreibt der Anbieter eine Fake-Webseite auf der er sich als Architekt ausgibt. Als Kontaktmöglichkeit gibt er dort lediglich die E-Mail-Adresse an, von der aus auch seine gesamte E-Mail-Korrespondenz stattfindet. Auf der Seite finden sich nicht näher bezeichnete Fotos von Kathedralen und Baustellen, die wohl als Referenzen zu verstehen sein sollen. Referenzen ohne weitere Informationen. Die Domain der Website wurde erst vor ein paar Wochen registriert.

Es ist sehr anzunehmen, dass es auch eine Fake-Webseite des mutmaßlichen Transportunternehmens gibt, die einen Versandstatus vortäuscht.

Die Betreiber der Anzeigenportale wurden über die Masche informiert und haben, bis auf kleinanzeigen.de, prompt reagiert. Hervorzuheben ist der vorbildliche Kundenservice von Locanto, der sofort und individuell reagierte.

Fazit: Vorsicht bei Versandangeboten auf Anzeigenportalen!

In diesem Sinne...

Dein Manu

Update vom 24.11.2017:
Auch auf mehrmalige Anfragen zur Löschung des betrügerischen Angebots zeigte kleinanzeigen.de keinerlei Reaktion. Erst als ich mit Strafanzeige gegen die Kleinanzeigen.de Network GmbH wegen Beihilfe zum Betrug drohte, wurde das Angebot innerhalb von Minuten gelöscht und ich erhielt folgende Stellungnahme:
... für den Support ist es oftmals nicht wirklich einfach entsprechende Meldungen nachzuvollziehen. Nach Deutschem Recht stünden wir sogar im Falle einer unberechtigten Sperre oder Löschung Schadensersatz Forderungen gegenüber. Ein tolles Recht, welches leider oft nur die Betrüger schützt.
Dieses Argument muss man natürlich anerkennen. Verärgert hatte mich nur die Ignoranz und der fehlende Support sowie die Tatsache, dass in dieser Zeit unnötigerweise weitere Opfer entstehen könnten.

Update vom 06.01.2018:
In den folgenden Blogeinträgen gibt es weitere Updates zum Fall „Frederik Agnes“. Es lohnt sich, dort weiter zu lesen.

Update vom 12.04.2018:
„Frederik Agnes“ nennt sich jetzt „Fred Muerman“, seine E-Mail-Adresse lautet ProfiArchitects@outlook.com, eine neue Architekten-Fakeseite gibt es ebenfalls: www.ProfiArchitects.com. An der Masche hat sich nichts geändert. Vielen Dank an den entsprechenden Leser für die Infos!