Das neue Amazon-Handy
Nach E-Book-Readern und Tablets folgt das „Fire Phone“. Damit steigt Amazon jetzt auch noch in den Smartphone-Markt ein.
Eigentlich eine Entwicklung, die vorhersehbar war. Was mich etwas ärgert ist die Tatsache, dass Amazon durch die geschickte Bewerbung bestimmter Features (die eigentlich nichts innovatives darstellen) versucht, einen neuen Hype herbeizuführen und vermutlich damit auch Erfolg haben wird.
Google hat ja bereits das Nexus, und auch ansonsten ist der Markt in diesem Segment gut gesättigt. Wozu also noch ein Smartphone, das bei einem Anschaffungspreis von 649 US-Dollar (der Vertrieb erfolgt vorerst ausschließlich in den USA) nicht gerade ein Schnäppchen darstellt?
Die Antwort ist einfach: Damit die Leute damit bei Amazon einkaufen.
Das Gerät verfügt nämlich über eine App, mit der man über die interne Kamera alle möglichen Produkte (z. B. Bücher, Spiele, DVDs und Kunstwerke) fotografieren kann und mit der man anschließend automatisch auf die entsprechenden Angebote bei Amazon weitergeleitet wird. Wow! Sensationell ;-) Vor allem für den Amazon Konzern. Eine einfache App wird hier als Produktmerkmal des Gerätes vermarktet und als tolles Feature angepriesen. Natürlich gibt man diesem dann noch einen coolen Namen: „Firefly“. Sicher gibt es ähnliches bereits in App-Form, nur eben nicht mit Beschränkung auf Amazon. Falls nicht, wird Google vermutlich schon daran arbeiten.
Als weiteres besonderes Feature wird die 3D-Funktion beworben. Allerdings verfügt das Gerät überhaupt nicht über ein 3D-fähiges Display. Auch wenn solche technisch möglich wären und bereits in manchen 3D-Kameras oder bei der Nintendo 3DS-Handheld-Spielkonsole zum Einsatz kommen. Was also ist daran „3D“?
Das Fire Phone verfügt über vier Mini-Infrarot-Sensoren, mit denen der Abstand zum Betrachter gemessen wird. Somit erkennt das Gerät genau, in welchem Winkel es gehalten wird. Damit lässt sich bei jeder Bewegung der Hintergrund eines Bildes unabhängig vom Vordergrund animieren, womit ein 3D-ähnlicher Effekt erzielt wird. Mit echtem 3D hat das ganze jedoch nichts zu tun. Braucht also eigentlich niemand. Ebensowenig wie die Tatsache, dass das Phone überwiegend per Neigungssteuerung bedient wird. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass sich dieses Bedienkonzept gegenüber der Display-Wischerei durchsetzen wird, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Was Amazon jedoch zugute kommt ist die Tatsache, dass die meisten Verbraucher aufgrund mangels technischen Verständnisses nicht in der Lage sind, objektiv zwischen echter technischer Innovation und marketingstrategischen Gesichtspunkten zu unterscheiden. Aus diesem Grunde halte ich dieses Thema für spannend. Eine Markteinführung in Deutschland ist zwar aktuell noch nicht im Gespräch, in meinen Augen aber mit ziemlicher Sicherheit beschlossene Sache in absehbarer Zukunft.