Rassismus bei "Verstehen Sie Spass?"
Diesen Bericht kann ich mir leider nicht verkneifen. Die Sendung „Verstehen Sie Spass?“ im ersten Deutschen Fernsehen dürfte wohl jeder kennen. Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern, in der ich diese Sendung immer bei meinen Großeltern ansehen durfte. Ich war ein großer Fan, Paola und vor allem Kurt Felix waren einfach großartig und authentisch.
Auch heute noch schaue ich mir diese Sendung an, auch wenn sie einen Teil ihres ursprünglichen Charakters verloren hat, spätestens seit Guido Cantz die Sendung moderiert. Seine Rolle wirkt inszeniert, das Konzept der Sendung ist nicht mehr geradelinig und die Szenen mit versteckter Kamera wirken in Sachen Aufwand oft billig und wenig originell. Nichts desto trotz möchte ich einen gewissen Unterhaltungswert nicht leugnen.
An einer bestimmten Stelle der letzten Sendung, die am 29.10. ausgestrahlt wurde, hat es mir allerdings die Sprache verschlagen. Es handelte sich um ein Nachwort von Cantz zu einer Szene. Worum es in dieser ging, möchte ich kurz erklären:
Hapy day
Die Samstag-Abend-Show „Happy day“ des Schweizer Fernsehens erfüllt Herzenswünsche. In einer der letzten Ausgaben wurde ihr Moderator, Rudolf Coller (genannt „Röbi“), von „Verstehen Sie Spass“ auf's Korn genommen. Die Lockvögel waren Doro (Dorothee Gelmar) und ihre angeblich beste Freundin namens Francesca, die auf der Suche nach ihrem Vater in Südafrika sei.
Auf die Bühne kamen dann insgesamt gleich zwei Männer, die beide behaupteten, der angebliche Vater der jungen Frau zu sein, während einer der beiden Väter von niemand anderem als Guido Cantz persönlich gespielt wurde, und zwar in der Maske eines schwarzen Afrikaners. Seine Rolle war es lediglich, steif und fest zu behaupten, der Vater von Francesca zu sein, während ein weiterer, allerdings hellhäutiger Mann herein platzte und dasselbe von sich behauptete. Gegen Ende mischte sich dann noch die mutmaßliche Mutter ein, die dann – um das Chaos perfekt zu machen – keinen der beiden Männer als Vater identifizieren konnte. Das war's dann auch schon (kein Witz – das war dann auch schon die ganze Grundidee, die dahinter steckte.
Gewohnt einfallslos, aber noch zu verschmerzen, im Gegensatz zu Cantz' Nachwort, das da wörtlich lautete:
Das Nachwort zum Film
„In der Schweiz und auch in Deutschland wurde der Film im Vorfeld diskutiert. Viele Leute haben gesagt, sie finden den Film politisch nicht korrekt. Ich versuche in jeder Sendung, mich zu verwandeln. Ich war schon eine hübsche Österreicherin, ein türkischer Mitbürger, ich war ein älterer Herr und wir haben natürlich jetzt versucht, mich als schwarzen Südafrikaner so unkenntlich zu machen, dass Rübi Coller das nicht merkt. Ich hoffe alle, die den Film jetzt gesehen haben, denen ist klar geworden, dass dieser Film in keinster Weise rassistisch angelegt ist und war und wenn sich jemand durch diesen Film verletzt gefühlt hat oder verletzt fühlt, dann bedauern wir das natürlich sehr. Verstehen Sie Spass ist eine Unterhaltungssendung. Wir möchten Leute zum Lachen bringen und niemanden haben, der sich hinterher verletzt fühlt. Das müssen wir an dieser Stelle einfach mal los werden.“
Ich saß nur noch kopfschüttelnd da und fragte mich, was das jetzt sollte. Warum sollte sich jemand verletzt fühlen, wenn ein anderer sich als Schwarzer verkleidet? Wenn das bereits diskriminierend wäre, dann dürfte sich im Fasching überhaupt niemand mehr verkleiden, weil man damit immer irgendjemanden diskriminieren würde. Im Gegensatz dazu ist dieses Nachwort jedoch in meinen Augen „Diskriminierung pur“. Denn erst dadurch wird ein Unterschied zwischen den Hautfarben gemacht. Erst durch diese Klarstellung bekommt diese aus meiner Sicht harmlose Szene einen negativen Beigeschmack, der mir ansonsten im Traum nicht eingefallen wäre.
Guido Cantz: Schwarzer Peter?
Trotzdem möchte ich dem Moderator hier keinen schwarzen Peter zu schieben (huch, darf man das eigentlich sagen, oder gewinnt hier das Wort „schwarz“ wieder an negativer Bedeutung?). Vermutlich waren es nicht seine eigenen Worte und es war ihm von der Redaktion aufgetragen. Allerdings macht es mich nachdenklich in welcher Gesellschaft wir leben und es bestärkt auch ein Stück weit meine Ansicht, dass diejenigen, die besonders betonen, wie normal die farbigen Unterschiede zwischen den Menschen seien, selbst die größten Vorbehalte diesbezüglich haben. Und ich meine damit nicht Guido Cantz. Ich meine damit unsere Gesellschaft, wenn es tatsächlich stimmen sollte, dass dieser Film, der diese Aufmerksamkeit meines Erachtens gar nicht verdient hätte, so viele kontroverse Diskussionen ausgelöst haben soll.
In diesem Sinne...
Euer Manu