Update: Betrug auf Anzeigenportalen (oder: Frederik Agnes/Fred Muerman Teil 2)
Zum ersten mal gibt's ein Update zu einem ursprünglich bereits abgeschlossenen Blog-Thema in Form eines komplett neuen Eintrags.
Letztes mal habe ich unter anderem über den Fall "Frederik Agnes" berichtet, der einen Flipperautomaten auf mehreren Anzeigenportalen (zu verschiedenen Preisen) anbot. Bereits der Preis ließ darauf schließen, dass es sich um ein unseriöses Angebot handelt. Meine Kontaktaufnahme mit dem angeblichen Verkäufer bestätigte diese Vermutung.
„Frederik Agnes“ nennt sich jetzt „Fred Muerman“, seine E-Mail-Adresse lautet ProfiArchitects@outlook.com, eine neue Architekten-Fakeseite gibt es ebenfalls: www.ProfiArchitects.com. An der Masche hat sich nichts geändert. Vielen Dank an den entsprechenden Leser für die Infos!
Jede Masche bringt natürlich nur solange etwas, solange es Leute gibt, die darauf herein fallen. Deshalb ist es für Betrüger essentiell, dass nicht bereits vor der eigenen Person (oder der auftretenden Pseudo-Person) gewarnt wird. Google dürfte deshalb auch der beste Freund (und zugleich größter Feind) für die Person hinter Frederik Agnes sein.
Und so kam es, dass eben jene Person auch vor einigen Tagen auf meinen letzten Blog-Eintrag aufmerksam wurde. Da dieser kaum oder keine deutschen Sprachfähigkeiten zu besitzen scheint, verstand er nicht, dass ich in diesem Blog-Eintrag neben seinem Fall auch noch einen weiteren, den von Loren, schilderte. Nach seiner Auffassung unterstellte ich ihm, er hätte mir Fotos aus dem Krankenhaus geschickt. Und so kam es, dass er Kontakt mit mir auf nahm:
This is a stupid joke ???? !!!!!!!!!
How can you say you got the pictures with hospital from me ????? !!!!!!
I pray to get there and in this state the one who lying !!!!!!!!!!
Did you talk to me ???? I don't remember !!!!!
Confirm that you have received the pictures from the hospital from me !!!!!!!
Über meine angeblichen Unterstellungen war er so erzornt, dass er gleich noch einen drauf setzte:
ugly story about me, at least if it is true !!!!!!!!!!!!
I did not send any picture of the hospital !!!!!
I swear on my life !!!!! !!!!!!
To arrive in the hospital with the story written by you who lies !!!!!!!!!!!!!!
God help us !!!!!!!
Und noch eine Nachricht:
please give me an answer because I will go crazy and I will really get to the hospital, but at one for crazy.
In der Zwischenzeit stellte ich mit technischen Mitteln sicher, dass es sich beim Verfasser dieser Nachrichten tatsächlich um dieselbe Person handelte wie damals. Dem war tatsächlich so. Außerdem konnte ich den Standort des Absenders ermitteln: „Frankfurt“.
Doch die Verzweiflung des Absenders ging weiter:
In the threshold of holidays.... to read this...
Anyway, thank you for everything. Merry Christmas and Happy new year !
Please don't forget !!! To arrive at the hospital who lied !!!!
Like this, to help us, the GOD !!!!
Ich schrieb ihm er solle „cool“ bleiben, bei dem Blog-Eintrag hätte es sich um zwei unabhängige Fälle gehandelt, einmal um Loren und einmal um seine Sache. Ich konfrontierte ihn außerdem damit, dass er sich offensichtlich in Frankfurt aufhielte und bat ihn darum, seine Betrugsmasche zu beenden, da die meisten Leute wie ich hart für ihr Geld arbeiten müssten, insbesondere wenn sie eine Familie zu ernähren hätten.
Seine Antwort:
Thomas Denker is a colleague from a partner company, which helped me made the announce... since I am not very familiar with online advertising also combined with german language.
The ad was made with few time ago, when I was in Bochum, working at an project. From health reasons I concluded the project and I returned home.
I am architect and I really like to play on Pinball, it relaxes me a lot.
About the price: unfortunately we have some financial problems. and I needed money... now I'm fine and I'm very happy that I did not sell the Flipper.
Now I am in Frankfurt, I'm working on another project. if you get here in the near future, give a sign, we drink a cup of coffee together.
Thanks for your time & have a nice evening.
P.S.: I work hard for my money, I do not trick or fool anyone! I sent you a copy of my driving license to prove my existence.
Im Anhang befand sich die Kopie seines angeblichen Führerscheins. Fast könnte man Mitleid bekommen. Offensichtlich hat es die Person hinter F. Agnes mit der Angst zu tun bekommen. Angst, dass sich aus meinen Recherchen ein Fass auf tut, an deren Ende seine wahre Identität auf fliegt.
Sehen wir uns den angeblichen Führerschein doch einmal an:
Auf den ersten Blick sieht alles ganz normal aus. Gibt es diesen Frederik Agnes also doch? Da ich mich mit Bildbearbeitung auskenne und deshalb ein geschultes Auge habe, was diese Dinge anbelangt, habe ich mir die relevanten Stellen des eingescannten Dokuments einmal näher angesehen.
Googelt man nach „Körkort Sverige“, findet man schnell vergleichbare Scans. Hier ein Beispiel. Die relevanten Infos habe ich aus Datenschutzgründen retuschiert:
Sieht auf den ersten Blick genauso aus? Auf den ersten vielleicht. Bei näherem Hinsehen offenbart sich jedoch sofort ein Unterschied: Vor- und Nachname sind auf Agnes' Führerschein fetter gedruckt, bei unserem Vergleichsdokument ist dies nicht der Fall.
Also sehen wir noch näher hin:
- Der Vorname ist in der Höhe nicht exakt ausgerichtet, der Nachname schon (zur besseren Verdeutlichung habe ich hier eine Grundlinie eingefügt)
- Der Kontrast der Schrift stimmt nicht mit den Ziffern und dem sonstigen Text überein
- Das Sicherheitsmuster im Hintergrund ist im Bereich der Namensangaben unscharf und das Muster weist Fehler auf
- Die Namen weisen im Gegensatz zu sonstigen Angaben kein wie normalerweise üblich leichtes Farbrauschen auf
Und die Unterschrift? Die könnte alles bedeuten, ein „F“ wie „Frederik“ suche ich allerdings vergeblich, stattdessen meine ich ein „W“ im Nachnamen zu erkennen. Wenn wir den Kontrast erhöhen und den Bereich vergrößern (wie hier beim Vornamen abgebildet), sehen wir aber eindeutig wieder Ungereimtheiten im Bezug auf das Sicherheitsmuster im Hintergrund:
Das spricht eindeutig für den Einsatz eines Klonen-Werkzeugs. So wird das entsprechende Tool zum Retuschieren solcher Bereiche durch übergangsloses Endlos-Duplizieren bestimmter Inhalte in Bildbearbeitungsprogrammen genannt, während die umgebenden Ränder vignettiert, also durch sanftes Ausblenden kaschiert werden. Auch der fleckige Hintergrund und dessen teilweise runden Strukturen sprechen eindeutig dafür. Im Original wäre hier ein formloser, weicher Übergang zu sehen, so wie er das in den unbearbeiteten Bereichen auch ist.
Zu allem Überfluss heißt die Datei, wie ich sie erhielt, auch noch „Copy_of_scan0831.png“. Das „Copy“ spricht dafür, dass die Original-Datei erst einmal kopiert wurde, um das Original zusätzlich zur bearbeiteten Kopie aufzubewahren. Wer genau aufgepasst hat, dem ist außerdem aufgefallen, dass es sich bei dem Dokument überhaupt nicht um einen Scan handelt, sondern um das Foto eines Führerscheins, der in einer Hand gehalten wird. Fotos sind aber niemals PNG-Dateien sondern grundsätzlich JPEG. Die Datei wurde mir aber im PNG-Format geschickt. Anders verhält es sich, wenn eben ein Foto mit einer Bildbearbeitungs-Software bearbeitet und erneut abgespeichert wurde. Dann kann das Foto praktisch jedes x-beliebige Format aufweisen, also auch „PNG“, wie in diesem Fall. Alter Schwede! :-)
Ich habe „Agnes“ mit der ganzen Sache konfrontiert. Er hat jedoch Wort gehalten und sich nicht mehr gemeldet. Offensichtlich gibt's dem auch nichts mehr hinzu zu fügen, außer:
„Frohe Weihnachten“!
Dein Manu