Interview mit Manu
Initiator dieses Interviews war Robert Herbig, Webmaster von www.sagmal.de. Es fand im Jahre 2004 statt.
Manuel Uhl, geboren in Wertingen (Bayern). Ausbildung zum Energieelektroniker, später Objektleiter bei Firma Siemens, Komponist und Produzent elektronischer Musik, Betreiber der Internetseite www.wasistzeit.de.
sagmal.de:
Manuel, eine Frage für die Doofen: Was genau ist denn Zeit, verständlich ausgedrückt?
Manu:
Eine gute Frage, aber keineswegs für die Doofen! Philosophen und Wissenschaftler aller Epochen haben sich bereits mit diesem Thema auseinander gesetzt und sind bis heute auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Für Einstein war sie „das, was man an der Uhr abliest“. Meine Definition ist allerdings diese: Zeit ist Veränderung. So einfach. Jede Materie unterliegt ständiger Veränderung. Selbst wenn wir das nicht immer wahr nehmen. Zeit vergeht also immer, doch nicht überall gleich. Denn jede Veränderung schafft seine eigene Zeit. Das Bild einer allgemein gültigen Zeit, das sich in den Köpfen der meisten Leute eingenistet hat, ist wissenschaftlich betrachtet nur eine Illusion.
sagmal.de:
Was fasziniert dich an dem Thema?
Manu:
Da gibt es eine ganze Reihe an Aspekten. Zeit ist ein Phänomen, das wir alle kennen und doch kann keiner genau sagen, worum es sich dabei handelt. Es fasziniert mich, zu beobachten wie sich alles verändert – uns eingeschlossen. Ob arm, ob reich – vor der Zeit sind wir alle gleich. Manchmal hat es den Anschein als wäre Zeit eine Macht, die über uns regiert. Auch wenn das natürlich Blödsinn ist, aber diese Vorstellung gefällt mir. Wie oft würden wir sie am liebsten zurückdrehen und etwas Geschehenes ungeschehen machen. Zeit hat viele Gesichter und viele Bedeutungen - in der Wissenschaft und im alltäglichen Leben. Liebend gerne lege ich mich auf eine Wiese, ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck, höre den Vögeln zu und denke mir: Wie schön es doch sein kann, wenn man einfach nur Zeit hat – Zeit zu leben.
sagmal.de:
Was macht Manuel, wenn er sich nicht gerade mit der Zeit beschäftigt?
Manu:
Eigentlich müsste ich 10 Leben gleichzeitig leben, um allen Interessen nachzugehen. Eine Leidenschaft ist das Programmieren von Computerspielen und Anwendungen. Dieses Hobby reicht bei mir bis weit in die Zeit der 8-Bitter zurück. Früher waren es hauptsächlich die MSX- und Amiga-Computer, die mich geprägt haben. Ansonsten beschäftige ich mich mit der Komposition und Produktion von elektronischer Musik und sehe mir gerne Kino- und DVD-Filme an. Die meiste Zeit verbringe ich allerdings zusammen mit meiner Freundin.
sagmal.de:
Würdest du gerne in der Zeit zurückreisen?
Manu:
Haha, das wäre die Erfüllung eines alten Kindheitstraumes von mir. Es käme ganz darauf an, wie diese Zeitreise stattfinden würde. Zeitreise ist nämlich nicht gleich Zeitreise, da es so etwas wie die allgemein gültige Zeit ja nicht gibt. Wir können niemals in die Vergangenheit zurückreisen, die bereits stattgefunden hat. Denkbar wäre es aber, in eine Art „neue Vergangenheit“ zu reisen, in der wir plötzlich als zeitreisende Person existieren, was in der bereits geschehenen Vergangenheit ja nicht der Fall war. Um es kurz zu machen: Natürlich würde ich gerne eine neue, „alternative Vergangenheit“ schaffen und den weiteren Verlauf dieser „neuen Geschichte“ beobachten, denn erstens bin ich zu neugierig und zweitens zu abenteuerlustig, um es sein zu lassen.
sagmal.de:
Wenn du könntest, wann würdest du leben wollen und wo?
Manu:
Heute und jetzt an genau diesem Ort. Ich glaube das können nur wenige von sich selbst behaupten, aber ich bin von meinem Leben begeistert. Abends schlafe ich in einem richtigen Bett, habe ein Dach über dem Kopf und jeden Tag etwas Warmes zu Essen. Ich lebe in einem demokratischen Staat, in ländlicher Gegend, umgeben von kleineren und größeren Städten. Ein Ort, den ich mir auch ausgesucht hätte. Ich habe das Glück, hier aufgewachsen zu sein, noch dazu in einer Zeit des Wohlstands, geprägt von technischem Fortschritt. Noch gibt es Wiesen und Wälder, noch zwitschern die Vögel und noch können wir auf die Straße gehen und richtige Luft atmen, ohne dass die Sonne unsere Haut verbrennt.
sagmal.de:
Wie wird es mit dem Web deiner Meinung nach weitergehen?
Manu:
Das Web ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Seit Jahren nutzen Firmen das Internet, das ursprünglich nur für private Zwecke gedacht war. Immer weniger Seiten entstehen ohne kommerzielle Interessen. Zudem bietet das Netz Firmen eine billige Werbeplattform. Die Zukunft sieht so aus: Immer mehr Internet-Dienstleistungen werden kostenpflichtig, das Angebot wird aber weiter wachsen. Allgemein werden wir immer häufiger auf Videos und 3D-Animationen im Web stoßen. Langfristig konzentrieren sich die Medien auf einer einzigen Plattform. Egal ob TV, Radio, Zeitung... das Netz bietet einfach alles.
sagmal.de:
Und was wird die Zukunft für deine Seite bringen?
Manu:
Ein kleines bisschen Ruhm für mich, den Kontakt zu interessanten Persönlichkeiten (wie bereits geschehen) und eine Menge einzigartiger Diskussionen in meinem Forum. Mehr erhoffe ich mir zur Zeit auch nicht von einem privaten Homepage-Projekt.
sagmal.de:
Nimmst du uns mit auf eine Reise durch dein persönliches Web? Wo bist du am liebsten unterwegs?
Manu:
Momentan bin ich in erster Linie aus praktischen Gründen im Netz.
Dementsprechend sieht auch meine Liste der von mir besuchten Seiten aus:
http://www.google.de
http://www.ebay.de
http://www.br-online.de/alpha/centauri/archiv.shtml
http://www.billiger-telefonieren.de
sagmal.de:
Gibt es eine Seite, außer deinen eigenen, die dir besonders am Herzen liegt?
Manu:
Zur Zeit eigentlich weniger. Ich glaube auch, dass die meisten Seiten irgendwann an Reiz verlieren.
sagmal.de:
Hast du bei meinen Fragen eine Frage vermisst?
Manu:
Eigentlich habe ich auf die Frage gewartet, woher ich die Zeit für das alles nehme. Ich weiß es selbst nicht. Vorerst sehe ich mein Webprojekt als abgeschlossen. Natürlich gibt es immer wieder mal kleinere Aktualisierungen, aber ich brauche mich nicht täglich darum zu kümmern. E-Mails beantworten, Forenbeiträge und Gästebucheinträge lesen, das nimmt schon eine Menge Zeit in Anspruch.
sagmal.de:
Noch einen Schlusssatz?
Manu:
Wir haben alle unsere Zeitmaschinen. Unsere Erinnerungen lassen uns in die Vergangenheit reisen und in die Zukunft entführen uns die Träume (Zitat aus dem Film „The Time Machine“ von Simon Wells).